Sonntag, 27. Dezember 2015

Und da ist der Schnee!

(Mit Mollys Hundehäuschen als rote Kirsche auf dem kaltnassen Sahnehäubchen)
Liebe Grüße von einer jetzt endlich zufriedenen
Vera

Freitag, 25. Dezember 2015

Jul;

Morgen soll's schneien. 20 cm. Hoffentlich haben sich die schwedischen Wetterfrösche auch keinen Scherz aus meinem Grinsegesicht gemacht, als ich davon gehört habe.
Weihnachten aber war auch ohne Schnee schön. Nachdem am Vorweihnachtsabend 3 von 4 Gastgeschwistern zuhause waren, wurde der Weihnachtsbaum geschmückt.
Rote Kugeln, deutsche von Mama gemachte Liederbuch-Engelchen, Schwedenflaggen, Strohherzen, Holzgeschnitztes, eine goldene Christbaumspitze vor altmodischer, cremefarbener schwedischer Mustertapete. Am Abend wurde Glögg getrunken und Obererthaler Stollen gegessen.
Pepparkakor und helle Plätzchen,
der Wettbewerb, wer sich den Mund beim Äpplemunkar essen zuletzt ableckt,
Geschenkverpackungen, beschriftet mit till Vera från mamma,
Julklappsrim-Stress vor dem Weihnachtsessen,
das anschließende Vorlesen und sich denken mit deutschem Akzent hört sich das sicherlich lustig an,
das Lachen, wenn der Reim missglückt ist, das trotzdem anerkennende Klatschen,
die Stille, als Kalenderbilder angesehen werden,
der Lärm, wenn ein altes Kinderspiel von Leuten mit dem gemeinsamen Durchschnittsalter von 210 Jahren gespielt wird und jeder sich mit Kinderstimme an damalige das war unfair!-Eskalationen erinnert,
das Rauskramen von alten Geschichten, die die Familie zum Lachen bringen,
das wohltuende Gefühl, wenn man vormittags in der Gemeindekirche steht und Weihnachtsessen für die Flüchtlinge austeilt.
Das Lachen, das einem entgegen strahlt.
Das Lachen, das man selbst lacht, wenn man vom großen Bruder als Schwester vorgestellt wird.
Kalle Anka mit mehr als der halben schwedischen Bevölkerung um Punkt 15:00 Uhr schauen,
der Duft von frischen Pepparkakor, der einen von Beginn Dezember im Haus begleitet,
die Überraschung, wenn man plötzlich merkt, dass man nur noch Schwedisch redet,
dass Englisch plötzlich wieder 2. Sprache geworden ist, und dass man mehr kann als man gedacht hätte,
die Anerkennung von Seitens meiner Gastfamilie, der kleine gewisse Stolz, den man sich selbst erlaubt.
Die Zugfahrten durch das halbe Land, um andere Austauschschüler zu treffen,
die Freude, wenn man Oma in Deutschland an Weihnachten anruft,
die Pakete aus Deutschland, von den wundervollsten Freunden, die man sich vorstellen kann - die lieben, lieben Briefe, die Gedanken auf Papier, die alleine mir gelten und für die jemand seine eigene Zeit gegeben hat.
Die kleine Heimwehattacke, wenn Papa sagt, beim Essen wird ein Bild von mir auf dem Tisch stehen.
Das 'Ich hab noch ein Paket oben, aber ich warte, ich will die Karte nicht wegpacken.'
Die schöne Zeit, die verstreicht, wenn man bis 2 Uhr nachts an einem Design-Pepparkakshus bastelt,
die Enttäuschung, wenn es nach 2 Tagen leider kollabiert,
und der Gastbruder, der alles daran setzt, es wieder aufzubauen.
Die älteste Gastschwester, die heimkommt und jeden im Haus glücklich macht, einfach mit ihrer Art.
Das ist, das war und das bleibt mein Weihnachten hier in Schweden.
Unvergesslich.





God Jul!
önskar 
Vera

Dienstag, 8. Dezember 2015

Weihnachten, Gedanken

Weihnachten nimmt alles ein. Man träumt ueber Weihnachten, man möchte endlich Schnee haben (ja, richtig! Kein Schnee hier bis jetzt. Schnief.), der Stress mit den Geschenken geht los, man hat aber irgendwie trotzdem keine Ahnung wie eine bestimmte Sache bei Menschen ankommt, bei denen man seit 4 Monaten lebt. Viele viele Karten muessen geschrieben werden, Päckchen kommen an und (sollten eigentlich) verlassen das Haus, und oh man, Unmengen an Geld gehen dafuer drauf. Warum muss man denn fuer kleine Aufmerksamkeiten so viel Geld ausgeben? Doof. Aber naja, so ist das halt.
Auch ueberlege ich im Moment, ob ich vielleicht zum Halbjahr die Schule wechseln sollte. Mehr dazu erkläre ich euch aber in einem mehr strukturierten Post, denke ich.
So langsam fängt man wirklich mal an, sich einzuleben. Die Sprache wird immer noch jeden Tag besser. Schwedisch verstehe ich fast ohne Probleme und ehm, naja, die Antworten...ich denke, sie werden langsam auch immer besser verstanden :-D
Das war ein kurzes Hallo von mir, ja, ich lebe noch, und nein, im Moment gibt es halt nicht so viel zum Drueber-Schreiben. Tut mir Leid. Fotos muesste ich auch mal wieder fuer euch machen.
Hab euch lieb, schöne Adventszeit (Weihnachtsfeeling ist noch nich soo da..),¨
eure
Vera

Donnerstag, 3. Dezember 2015

Es tut mir unglaublich leid, aber im Moment hab ich zwar sooo viel im Kopf was ich euch erzählen könnte, und trotzdem krieg ich kein Wort auf den Bildschirm. Vielleicht sollte ich einfach mal anfangen mit irgendwas  -
Was mir im Moment immer mehr auffällt ist, dass ich kaum mehr vergleiche. Als man ankam, hat man sich über alles ausländisch und nicht-deutsche gefreut. Dann kam das 'Aber irgendwie war das gewohnte bequemer'-Gefühl. Und jetzt nimmt man das meiste hin mit einem 'ach, so ist das hier also!'
Andere Länder, andere Sitten.
Man geht nicht weg, um sich darüber zu beschweren, was in der Heimat alles anders ist - Zugegeben habe ich damit irgendwie ein bisschen gehadert am Anfang, aber irgendwann geht auch dem doofsten Austauschschüler ein Licht auf. Und nein, bereuen tu ich's nicht. Habs ja dann selbst herausgefunden.
 -
Schnee haben wir hier noch nicht, leider. An einem Tag war es -12°C kalt, aber leider hat sich nicht das kleinste Schneeflöckchen vom Himmel herabgewagt. Dafür lagen im südlichsten Süden Schwedens 20cm Schnee. Hmpf. Aber hoffentlich wird das noch bis Weihnachten! Im Weihnachtsstress sollte ich eigentlich schon sein, da ich noch kein einziges Geschenk hab (außer für dich, Nikelein) und noch nicht einmal den Hauch einer Ahnung, was ich überhaupt schenken soll. Die Menschen, die das Haus für einen geöffnet haben, kennt man dann halt doch erst seit knapp 4 Monaten.
Aber das Weihnachtsgefühl ist da.
Tomte, der Weihnachtsmann/Weihnachtswichtel, zwinkert dir von Fensterbrettern, Weihnachtsgardinen (die werden zu Weihnachten gewechselt!), Bildern und Werbeplakaten zu, jeder backt julgodis, Weihnachtssüßigkeiten (Fudge, Karamellen, Mozartkugeln, Plätzchen, PEPPARKAKOR <3) und allgemein wird überall und alles weihnachtlich geschmückt. In jedem Fenster, an dem man vorbeifährt, hängt ein gelb strahlender Stern oder ein Schwippbogen, der die jetzt ab 15:30 schon schluckende Dunkelheit irgendwie versucht zu erhellen.
In der Schule sind CD-Player angeschlossen, die auf der höchsten Volume-Stufe Tomten jag vill ha en riktig jul vor sich hin trällern, Klassen packen ihre Locker in Geschenkpapier, Weihnachtskugeln hängen an goldenen, grünen und roten Glittergirlanden von der Decke und selbst die Türen sind mit Geschenkpapier tapeziert und mit Geschenkband zum Riesen-Paket verzaubert worden. In einer Ecke steht ein pinker Weihnachtsbaum, Snapchatbilder sind ausgedruckt und an die Wand geklebt (warum-auch-immer), alles wirkt heimeliger - Meine Freundinnen singen mit, tanzen, lachen, und irgendwie scheint der Sammhäll-Prov, der morgen geschrieben wird, gleich etwas weniger angsteinflößend.
Auch wenn der Schnee fehlt.
vi ses, vi hörs, hejda, hab euch lieb <3
Vera 

Montag, 23. November 2015

Und endlich,

nach dreieinhalb Monaten(!!) Leben in the middle of nowhere,
hab ich einen Elch gesehen - jap, man darf die Hoffnung halt doch nicht aufgeben. Und die Tatsache, dass ich ihn erst nicht gesehen habe, weil ich aufs Handy geguckt hatte und so räusper mein Gastpapa lieberweise nochmal umgedreht ist, damit ich austicken kann beim Anblick des langbeinigen, unschuldig glotzenden Ungetuems (dass sich dann leider rennend aus dem Staub(Schnee) gemacht hat) - die stell ich so weit hinten an, dass sie unter den Tisch fällt :D
Leider hab ich auch kein Foto, weil meine Handykamera kaputt ist bzw es sowieso zu dunkel war (21:00 abends).
Aber manche Momente kann und sollte man auch nur mit der Erinnerung festhalten - der Grinsemuskelkater in meinem Gesicht wird mich noch lang erinnern, glaubt mir! Als wir heimgekommen sind (ich war mit Austauschschuelern auf einem Wochenend'trip' in Karlstad, Värmland, auf einer Schaffarm eines anderen Austauschschuelers - Sauna und Filmabend im Holzhaus inbegriffen!), war die Geschichte vom Elch das erste, was meine Gastmama zu hören bekam :D
Ja, ich hatte ein echt wunderbares Wochenende, ich kann meine Gedanken gar nicht ordnen (sorry, wenn alles etwas verschachtelt ist hier!)!
Und Leute, ich liebe Zugfahren in Schweden. Ueberall Steckdosen zum Handy aufladen wegen zu viel Musik hören (wenn man das im Zug nicht macht, ist man irgendwie Aussenseiter - ich seh' sogar Opas mit iPod-Stöpseln!) und ueberall bequeme Sitze und immer, immer, immer eine schöne Aussicht (okay ausser es ist dunkel. Was es die meiste Zeit auch ist.) Ich hätte nie gedacht, dass Schweden im Winter nochmal 200% schöner wird als es davor im Sommer/Herbst war. Wenn man durch einen Wald fährt, die Sonne gerade anfängt unterzugehen, aus einem wolkenlosen Himmel durch die weiss gezuckerten Birken und Tannen scheint und alles rosa macht - oh man, da vermisst man Deutschland dann halt sowasvonreingarueberhauptnicht.
(Okay, ausser die Menschen. Hab euch lieb!)

Vera

Ps: Hatte leider meine Kamera nicht dabei, ich doofe Kuh. Deswegen keine Bilder - hätte es euch aber sooooooo gerne gezeigt, das Winterwunderland!

Freitag, 13. November 2015

Unterschiede

Schule
Moderner
Lehrerin erklärt etwas zu einem Referat. Schaut auf den verstaubten Overhead-Projektor in der Ecke. "Warum steht der eigentlich noch hier? Habt ihr die Dinger jemals in euren schon 9 Jahren Schulzeit benutzt?", fragt sie grinsend.
Alle lachen, außer die deutsche Austauschschülerin, die sich noch gut an das Mist, ich hab nicht abwaschbaren Folienstift benutzt-Problem erinnern kann. :D
Natürlich werden hier Computer benutzt. Alle schön auf Windows 10 aktualisiert, jeder Schüler hat seinen eigenenen Account, die Noten werden in die Schoolsoft-Accounts eingetragen und der Schüler bekommt seine Arbeiten meistens schon gar nicht mehr zurück, sondern sieht nur die Note im System ein. Wobei ich selbst denke, dass es besser wäre, seine Fehler auch nochmal schwarz auf weiß zu sehen, die die gegebene
Note hervorgebracht haben.

Relaxter
Besagte Referate sollen nach 3 Wochen Vorbereitungszeit an Tag X in Stunde X gehalten werden. 
- 'Ich bin nicht fertig geworden'
- 'Okay, dann machst du das eben nächste Stunde.'
- 'Ich habs auch nicht geschafft'
- 'Kein Problem, die Leute, die es bis nächste Woche auch nicht haben, können sich bis vor den Ferien Zeit lassen.'
 
Handy klingelt. 
'Lautlos, bitte!'

- 'Kann ich eine halbe Stunde eher gehen? Ich verpasse sonst den früheren Bus.'
- 'Klar, dann lies bitte dieses Kapitel Zuhause.'

'Kann jemand mal kurz Cajsa anrufen, ob sie krank ist oder nicht? In meinem Account steht nichts, vielleicht ist sie auch nur zu spät.'

Apropo zu spät: Wenn hier jemand zu spät kommt, ist der Lehrer eher begeistert, dass die Person noch auftaucht. Kein 'Mensch, das nächste Mal bitte pünktlich!', sondern ein 'Hej Lucas! Schön, dass du auch da bist!'
Es gab auch schon die Situation, in der der Lehrer zu spät kam, kurz den Kopf in die Tür gesteckt hat, gesagt hat 'Bin gleich bei euch, ich hole mir noch schnell einen Kaffee' und erstmal wieder gegangen ist. :D

Sportunterricht
Gemischt
Jungs und Mädchen haben Sport zusammen. Es ist verdammt anstrengend, auch wenn es nur für eine Stunde ist. Wir haben Theoriestunden und, was mir noch aufgefallen ist, 
es ist riskanter.
Wo in Deutschland die ganze Halle mit Matten gepolstert war, wenn wir Gerätebrennball gespielt haben, liegt hier in Schweden eine dünne Schockmatte hinter dem Bock.
Wo in Deutschland immer 2 Leute neben dem Gerät standen und Hilfeleistung gestellt haben, sagt der Lehrer hier einfach, was man tun soll - ohne es vorzuzeigen -, und dann wird halt einfach versucht. Danach wird einem schon gesagt, was man falsch macht. 
Wo es in Deutschland nicht erlaubt war, die Schüler alleine aus dem Gelände zu lassen, werden hier in Schweden Zweierteams in einen schlammigen Wald geschickt, um Orienteering-Markierungen zu finden. 'Falls was passiert, ruft einfach an. Ihr habt ja eine Karte dabei, ihr wisst ja, wo ihr seid.'

Schüler-Lehrer-Verhältnis
'Magnus, Kannst du mir nochmal sagen, was wir aufhaben?'
'Ich habs grad nicht da, gib mir mal deine Telefonnummer, dann kann ich dir das per SMS schicken.'

'Schreibt mir einfach über Facebook, wenn ihr noch Fragen habt!'
Vieles wird über Facebook geregelt, die Lehrer erstellen Gruppen und man kann unter den Beiträgen kommentieren, ob man das Datum für den  Prov jetzt gut findet oder ob man das nicht noch eine Woche nach hinten verschieben könnte.
Auch gibt's keine Vertretungsstunden, wenn der Lehrer nicht da ist, fällt halt die Stunde einfach aus.

Einkaufen
(Bargeld? Was ist das?)
Ja, ihr lest richtig. Die Kronen-Noten wurden zwar jetzt neu erstellt und haben ein neues Design, das ändert aber nichts daran, dass ungefähr NIEMAND mehr Bargeld zum Bezahlen benutzt. Die Kontokarte ist ständiger Begleiter eines schwedischen Bürgers (meistens haben die Leute hier ihr Handy in einer Hülle mit Fächern für Geld-, Bus- und Schulkarte - basically tragen sie ihr ganzes Leben im Handy mit sich rum).

Ernährung
Schweden essen viel, aber trinken wenig. Was mir aufgefallen ist, beim Sport macht sich niemand die Mühe, eine Flasche mitzunehmen - in der Trinkpause rennt dann jeder aufs Klo und hält den Kopf unter den Wasserhahn, kein Witz!!
Dann beim Lunch wird ordentlich reingehauen, egal was es gibt (Fisch, pappige Pfannkuchen, Pasta die man OHNE LÖFFEL ESSEN MUSS, immer Kartoffeln, immer Salat, immer Knäckebrot mit Salzbutter als Nachtisch) und man kann beim Trinken zwischen Milch (natürlich laktosefreie und verschieden fetthaltige Auswahl!) und Leitungswasser wählen. Wasser mit Kohlensäure wird hier verabscheut, schnief.

HANDY
Handy ist Leben. Leben ist Handy. Und wenn's nur die Facebook-Timeline ist, die alle 5 Minuten aktualisiert wird. Oder es werden verrückte Snaps verschickt. Gerne auch an die Person, die neben dir sitzt. Oder, wenn man alleine ist, wird Musik gehört. Ohne geht nicht. Und wenn der Akku leer ist, ist es die Lebensenergie auch, glaube ich - hab jedenfalls noch nie erlebt, dass irgendjemand aus meiner Klasse einen leeren Akku hatte - kann ja in der Geschichtsstunde an der Steckdose neben dem Tisch aufgeladen werden. Und dank dem WLAN im gesamten Schulgebäude kann währenddessen auch noch kurz die Snapchat-Story vom Kumpel im Klassenzimmer nebenan angeschaut werden. (Jap, Snapchat ist seeeehr sehr wichtig, um Kontakte zu knüpfen! :D)

So, das war's mal wieder von mir, jetzt habt ihr wieder genug Lesestoff - ich meld' mich bald wieder!
Vera







 

 

Montag, 9. November 2015

Rückblende + Rumgeschnulze

Vera, im Jahr 2014: 'Zudem spricht mich das Schulsystem an' (nachzulesen hier)
Vera, im Jahr 2015: räusper
Jap, da sieht man mal, wie sich Ansichten ändern können.
Wenn man sich sein Wunschland ausgesucht hat, googlet man alle möglichen Fakten, versucht das Land schon vor dem Unterschreiben des Vertrages bis auf den äußersten Winkel kennenzulernen - und das macht man so lange, bis die Google-Ergebnisse bis auf die 120te Seite mehr als dunkel-lila sind. Aufregung, Vorfreude, cool, man darf Handys im Unterricht benutzen-Gedanken, man will endlich raus aus dem deutschen Alltagstrott, man mag die Züge nicht mehr, man will nicht mehr frühmorgens eine halbe Stunde mit überfüllten Stadtbussen durch die Heimatstadt gurken. Man will etwas neues erleben.
Aber man denkt natürlich nicht daran, dass das Neue irgendwann nicht mehr ganz so neu ist. Man gewöhnt sich daran, an das hochgepriesene und erwartete Neue. Und plötzlich ist das Schulsystem ja doch nicht ganz so toll. Man wird von den Handys ja irgendwie doch abgelenkt. Die langen Pausen machen einen irgendwie ruhe- und konzentrationslos. Irgendwie ist Schule in Deutschland nicht so eine Zeitverschwendung wie hier. Das dunkle Wetter macht einen irgendwie melancholisch.
Nennt sich Drei Monate-Tief. Soll besonders doof sein. Und wenn dir Zuhause in Deutschland dann noch das Kaninchen stirbt, ist das ganze auch nicht mehr so lustig.
Aber, wisst ihr was? Dafür gibt es die Austauschschüler-Community - Leute in deinem Alter, die haargenau dasselbe durchmachen wie du selbst. Egal, wo sie sich befinden. Kanada, USA, Norwegen, Mexiko; (hat auch dank der Zeitverschiebungen den Vorteil, dass immer irgendjemand wach ist, also ist der ATS-Kummerkasten 24/7 besetzt)
Ein großes Danke an euch, Leute. Ein Auslandsjahr wäre nicht dasselbe ohne die Unterstützung von Mit-ins-Ungewisse-Stürzern.
Hab euch lieb
Vera

Donnerstag, 5. November 2015

Weg sein

bedeutet, Sachen nicht mitzuerleben. Nicht zusammen zu lachen, wenn etwas passiert. Nicht zusammen zu weinen, wenn etwas passiert.
Weg zu sein bedeutet, alleine mit etwas klarzukommen zu müssen. Weg zu sein bedeutet, schlechte Nachrichten per Telefon zu bekommen. Weg zu sein bedeutet, mit der Schwester nicht von Angesicht zu Angesicht zu weinen, sondern am Telefon. Weg zu sein bedeutet, alleine irgendwo zu sitzen, wenn man eine schlechte Nachricht bekommt. Weg zu sein kann auch mal überhaupt gar nicht schön sein. Weg sein bedeutet manchmal zu viel.
Weg zu sein bedeutet, sich manchmal nach Hause zu wünschen. Auch, wenn es dort nicht besser wäre. Weg zu sein bedeutet, von eigentlich noch fremden Gastbrüdern getröstet werden zu müssen. Weg sein bedeutet, zu vermissen. Und manchmal bedeutet es auch, ein bisschen zu bereuen. Weg zu sein bedeutet, dass man durch eigentlich nur kleine, aber unvorhergesehene Veränderungen Zuhause in Deutschland trotzdem niedergeworfen werden kann.
Klingt jetzt alles sehr negativ, aber nein, ein Auslandjahr birgt viel mehr als pures Heimweh - ein Auslandsjahr hat Risiken, an die man von Anfang an vielleicht gar nicht denkt.
Und nein, kein Mensch ist gestorben. Aber ein Familienmitglied, ein Haustier, dessen Existenz mich halt doch mehr als 7 Jahre meines 16jährigen Lebens begleitet hat. 
ich weiß, es ist eine schlechte Qualität - sorry dafür
 

Samstag, 31. Oktober 2015

Stockholm + Erkenntnisse

Nach einer anstrengenden, lustigen, ermüdenden, Beinmuskelkater-machenden Stockholmresan mit ca. 30 anderen YFU-Schülern aus der ganzen Welt bin ich jetzt wieder auf meiner Farm hier in Sma*land angekommen, und nein, ich vermisse die Großstadt dann irgendwie doch nicht, wenn ich den Kühen vor meinem Fenster beim Dösen zugucke. Nur manchmal ist man ehrlich gesagt doch etwas mhpfig, dass man nichtmalsoeben mit Freunden raus und einen Kaffee trinken gehen kann. Aber hey, Arrangement ist alles (und das aus meinem Mund - aber sowas erkennt man dann doch relativ schnell, maulen bringt wenig)!
Naja, hier jedenfalls ein paar Bilder - das Wetter war traumhaft, und die Leute auch!







Stockholm bei Nacht

Im Vasa-Museumscafé
Hab euch lieb!
Vera

 *denkt euch da einfach 'nen Kringel über das A, die Windowsche Zeichentabelle deformiert mir leider den ganzen Text.

Mittwoch, 21. Oktober 2015

Familie

Leute, plötzlich eine zweite Familie zu haben, ist weird. Man hat im Prinzip keine Ahnung von den Menschen, mit denen man das nächste Jahr verbringen wird, und trotzdem ist man ein Teil von ihnen, irgendwie. Man weiß nicht, wie die Geschwister früher die Schneehügel auf der Kuhweide mit dem Schlitten runtergefahren sind oder im Sommer in der lilla stugan neben unserem Haupthaus geschlafen haben, man hört nur die Geschichten davon. Man weiß nichtmal die Geburtsdaten aller vier Geschwister auswendig (ist auch zugegebenermassen irgendwie schwer, hehe) und man erinnert sich nicht - wie jedes andere Familienmitglied - an die lustigen Stories über gewisse Onkel, die man noch nie im Leben gesehen hat.
Aber es wird einem alles erzählt. Man wird einbezogen, und es wird alles gegeben, damit man sich zugehörig fühlt. Und ich gebe zu, es ist schwer, sich zugehörig zu fühlen.
Ich hab keine Ahnung, von was geredet wird, bis es mir jemand eklärt. Ich hab keine Ahnung, in welcher Schublade die Apfelschäler sind, bis es mir jemand zeigt. Ich hab null Ahnung von unserer Heizung, aber jeder andere kann sie anfeuern. Ich bin neu, aber irgendwie auch nicht. Irgendwie steht dann doch jeden Morgen meine Lieblingstasse auf dem Tisch und das Teewasser ist schon aufgesetzt. Irgendwie ist der Zuckerstreuer dann doch wie immer schon neben meinen Teller gestellt, und jap, das fühlt sich gut an.
So richtig. :)

wird auch langsam zur Gewohnheit, Unmengen an unnötigen Landschaftsbildern zu schießen, hihi - aber KOLLA, der Nebel war so schön!
Vera

 

Montag, 12. Oktober 2015

2 Monate

sind irgendwie nicht viel - aber irgendwie dann doch.
Wo ist die Zeit geblieben?
Und warum vergeht sie so langsam?
Warte, ist schon wieder eine Woche rum?
Welcher Tag ist heute?
'n bisschen verwirrend, das alles.
Vera

Samstag, 10. Oktober 2015

'ne Sache von Gewohnheit

Milch nur noch mit einem kleinen Cremefilm drauf trinken.Wenn ich das tue, frage ich mich, wie es wohl in Deutschland sein wird, Milch zu trinken. Hier ist sie direkt vom Nachbarn, aus dem Stall abgeholt. Kurz hallo gesagt, gegrüßt, gelacht, mit einer vollen Milchkanne wieder heimgegangen.
Auf dem Weg die kleinen Katzenbabys begutachtet, die um die Scheune herumtollen. Ausversehen die Kühe erschreckt, weil man ein bisschen zu sehr kleinkindhaft hüpfend die eh kaum befahrene Straße hinuntergelaufen ist.
In Deutschland wurde in den Supermarkt gegangen, die Milch nach Sorte und Fettanteil ausgesucht, eine 12er-Palette mitgenommen, aufs Band gestellt, bezahlt und dann, ja dann -
Ihr seht, alleine Milch kaufen wird für mich nie wieder so sein, wie es mal war. Hätte nie gedacht, dass einen das Auslandsjahr in so vielen kleinen eher banalen Sachen ändert. Und einen überhaupt drauf aufmerksam macht. 
Vera




Dienstag, 6. Oktober 2015

Schweden pur

Wochenende auf einer Insel in einem soo typischen schwedischen See. Boote. Kein fließendes Wasser. Sogar das klischeemäßige Plumpsklo war vorhanden. Und - nicht zu vergessen - die Sauna!
Leider kann man Schweden nicht in Bildern einfangen, vor allem im Herbst. Stellt euch das alles einfach 100x kraftvoller, besser, leuchtender, schöner vor.



Hotdogs! Käse innen und außen! :D

'Guten Morgen', schien er zu sagen, der See.







hat ja nicht so ganz geklappt wie ich wollte.


(War zu faul, überall das Copyright draufzupappen. Ja, selbst ich dachte, dass das mit dem Faulwerden im 2. Monat des Auslandsjahres nicht jedem passiert. Wohl doch.)
Hab' euch lieb!
Vera

Donnerstag, 1. Oktober 2015

Strandbilder

Ich veröffentliche die Bilder jetzt in 'nem neuen Post, sonst wird das zu unübersichtlich da unten ↓
Viel Spaß beim Angucken :)















Sonntag, 27. September 2015

Kleinigkeiten

Kleine Routine stellt sich ein. Schwedisch wird jeden Tag besser. Ich kann jetzt Unterhaltungen über moldawische Tomaten verfolgen, ohne an dem Thema des Gesprächs zweifeln zu müssen! Fühlt sich gut an. Den Gastbruder in Pingpong schlagen fühlt sich übrigens auch gut an.

SKÅNE

Freitagabend, nach einem seeehr schönen Treffen mit einer anderen YFU-Austauschschülerin aus Österreich in Jönköping (jap, hab die schwedische Bummelbahn KRÖSATÅGEN gut gemeistert!), ging es nach Skåne, ans Meer. An die Küste. 
Jeden Tag beim Aufwachen Dänemark auf der anderen Seite des Wassers sehen. Wellen glitzern und Möwen schreien, und ich freue mich für jeden Menschen, der so leben darf. Aus dem Haus und sofort an einem sich vor einem erstreckenden Ufer stehen. Sonne scheint und Paare laufen mit ihrem Hund am Wasser entlang.
Traum!
Es ist Alltag für sie, Alltag, das Wasser zu sehen, Alltag, das Salz zu riechen und Alltag, mit der Fähre mal eben rüber nach Helsingø(r), Dänemark zu fahren und Bier zu kaufen (ist in Schweden nämlich ganz schön teuer, hehe). Ich wünschte, wir würden alle mehr schätzen. 

Helsingborg

Huch!

Goodbye Sweden!



Helsingø

Helsingø

Sonne, Sonne

Kronborg, Helsingör



Sind nicht die beste Qualität, ich war eher auf keinenMomentübersehen aus und hab geknipst, was das Zeug hielt.



GEDANKEN AN DAHEIM


Als Austauschschüler lernt man, zu schätzen. Papas Musik im Auto, und die Fahrt zum Klavierunterricht jeden Freitag, auf der man immer schlecht gelaunt war, weil man eigentlich keinen großen Bock drauf hatte. Aber - zum Beispiel die Bäume, sahen die nicht jede Woche anders aus? (JA, ich weiß, dass ich gerade über Bäume rede.) Jede Woche hatte sich etwas verändert, und man nahm es nicht wahr, aber das Rot im Herbst und das Knallgrün im Frühling, war das nicht immer irgendwie atemberaubend? Ist es hier genauso? 
Nee, anders. Nicht exakt, aber ungefähr. Aber man kann nicht vergleichen, weil man nur ein Jahr hier ist und nicht weiß, wie es hier vorher aussah. Hier ist alles neu.
Daheim ist alles alt, aber irgendwie bestimmt auch neu, wenn man heimkommt. Ich hoffe es.
Man lernt, seine Gewohnheiten zu schätzen. Man lernt, die Zugfahrt zu schätzen, auf der man immer müde war und geschimpft hat, so früh aufstehen zu müssen. Jetzt schimpft man, weil man müde ist und die Schule nicht früher anfängt. Man lernt die Fähigkeit zu schätzen, sich ohne Probleme verständigen zu können. Man vermisst die Lacher mit der Familie, wenn man mal eben am Mittagstisch einen Insider raushaut. Man vermisst dieses Tun, ohne es zu realisieren. Man macht es, und 2 Sek später hat man es vergessen. 
Ich erinnere mich an eine der ersten Nächte hier - ich bin nachts aufgewacht und hatte Durst. Also bin ich aufgestanden und hab' mir ein Glas Wasser geholt. Knarzende Treppe, mann, warum ist die Küche nicht neben meinem Zimmer wie in Deutschland, dunkel, mann, daheim kenne ich mich aus, wo waren die Gläser nochmal?, Ich darf niemanden mit dem laufenden Wasser wecken, oh hoffentlich lasse ich nichts fallen, und jetzt muss ich diese Treppe wieder hoch ohne jemanden zu wecken. Wo war nochmal der Lichtschalter?
Es sind eben doch die kleinen Dinge, die einem plötzlich unglaublich groß erscheinen.
Und wenn's nur diese schreckliche Labersendung von Deutschladradiokultur ist, die Sonntags beim Kuchenbacken mit Mama im Hintergrund läuft. 
Vera


 

Donnerstag, 17. September 2015

HOCH

Leute, ein Auslandsjahr besteht ja bekanntlich aus Höhen und Tiefen. Achterbahn-like.
Und ein Tag wie heute lässt einen dann mal wieder spüren, dass die ganzen Tiefs und Zweifel und Kurzvormdaheimanrufen-Momente nicht umsonst sind. Dann bekommt man nämlich dieses Kribbeln im Bauch und man freut sich hier zu sein und das alles sehen zu dürfen. Wie langweilig es doch wäre, jetzt im Moment in Bayern in der 11. Klasse zu starten und schon wieder gestresst wie sonstwas zu sein!
Stattdessen kriege ich von meinem Schulweg immer noch nicht genug, ich lerne, Sonne noch mehr zu schätzen und jeden Tag kommt ein bisschen mehr Schwedisch dazu. Würde ich das in Deutschland tun, dazulernen?
Klar, aber nicht so viel, glaube ich.
Wir hatten heute Orientierungslauf in der Schule. Macht in Deutschland ja auch keiner, könnte ja was passieren, wenn man die Schüler in Zweiterteams mit Geländekarten in den verregneten und matschigen Wald schickt. Da bleibt man lieber in der Halle und spielt Gerätebrennball. Ist ja eh doofes Wetter draußen.
Glücklich.
Habt eine schöne Restwoche!!!!

Vera



Dienstag, 15. September 2015

Momente

Mit einer fast fremden, rothaarigen Gleichaltrigen irgendwo mitten im dunkelgrünen, mit Moos überwachsenem Wald stehen, Pilze sammeln und einen Lachkrampf haben.
Im strömenden Regen auf einen Bus warten, der extra für mich hält.
Verspätet aus Schwedisch zurückkommen und jemanden haben, der auf einen wartet, damit man nicht alleine Lunch essen muss.
Auf einer Weide stehen und im Sonnenuntergang 'n Pferd striegeln.
Jeden Tag vor lauter Staunen nicht aufhören können, aus dem Busfenster zu fotografieren. Alle anderen schlafen.

Froh sein, diese Entscheidung getroffen zu haben.
sind leider nur Snapchataufnahmen

tut mir leid :/


Vi ses,
Vera <3