Donnerstag, 21. Juli 2016

Stopp!

Aussage zurückgezogen.
"Alles war wie vorher" - falsch. Völlig falsch. Alleine die Tatsache, dass ich gerade "völlig" fast mit F geschrieben hätte, zeigt mir, dass mein Kopf hier in Deutschland immer noch total hinterherhängt.
Auf den ersten Blick war es wirklich wieder normal, daheim zu sein. Schwester, Papa, Mama, Haus, Bett, Klavier, Fahrrad: Alles da, was vorher auch da war. Woran ich gewöhnt war. Schulkameraden haben noch dieselbe Haar- und Augenfarbe, dieselbe Stimme. Sitzen aber jetzt in verschiedenen Klassenzimmern.
Freundschaften haben sich verändert - wer sich früher nicht kannte, ist jetzt dicke, wer sich vorher gut verstanden hat, redet jetzt kein Wort mehr miteinander. An der Schule wurde umgebaut, es sieht anders und doch vertraut aus, der eigentlich genau gleich gebliebene Alltag stößt mit dem sich-wieder-an-alles-gewöhnen-müssen zusammen.
Zehn Monate? Machen viel aus.
Was mir vorher und auch noch in Schweden bekannt und bequem vorkam, stellt sich in meinem Kopf quer. Den Lehrer siezen? Warum denn, er duzt mich doch auch? - Um Gottes Willen, der Overheadprojektor ist unscharf - warte, warum gibt's die überhaupt noch? Wo sind die Computer eigentlich? Und meine Internetflat ist schon wieder aufgebraucht, ich bin es nicht mehr gewohnt, nur so kleine Datenmengen und nirgends freies WiFi zu haben. Die Züge sind so unkomfortabel hier. Und es regnet. Und überhaupt, warum rauchen hier so viele Menschen? Gab es in Schweden auch so viele Graffitis? Jetzt ist es mir zu warm, wo ist denn hier der nächste See, in den ich ohne zu fragen reinhüpfen könnte?
Alle haben unterschiedliche Unterrichtszeiten; es ist unmöglich, alle Leute, mit denen man früher ein Jahr lang jeden Tag in einem Zimmer saß, überhaupt zur selben Zeit - oder am selben Ort - zu sehen. Stückchenweise kriege ich mit, wie sehr man sich trotz aller Wiedersehensfreude voneinander entfernt hat, wie schnell unsere Leben unterschiedliche Bahnen eingeworfen haben. Ich erkenne noch Parallelen, aber auf der genau gleichen Spur befindet sich niemand mehr so richtig. Ist das dieses verpönte erwachsen werden?
In diesem Jahr habe ja nicht nur ich mich weiterentwickelt - und das muss ich noch begreifen.
Auf einem älteren Schwedenblog habe ich vor Jahren diesen Satz gelesen: Nach Hause gehen ist wie Rückwärtsgang nach einer Vollbremsung.
Stimmt schon: Das schwedische, in Fahrt gekommene Leben habe ich hinter mir gelassen, dann habe ich die Vollbremsung hingelegt, und dann war ich plötzlich wieder Deutsche, was jetzt aber irgendwie nicht mehr so richtig funktioniert - da ich mir bei dieser Vollbremsung irgendwie den Kopf gestoßen habe und nicht mehr klar denken kann.  Oder so.
Nicht unbedingt lustig, finde ich. Aber vielleicht kann ich irgendwann mal über das alles lachen. Höhen und Tiefen, wie ihr wisst, vergesst das nicht! Es wird auch wieder besser. War ja in Schweden genauso!

Hejdå, mitt älskade Sverige. ha det så superbra, jag kommer tillbaka, jag lovar
Vera

Donnerstag, 7. Juli 2016

Viel zu viel

zu erzählen. Wo fang' ich an?
Hier:


ÖLAND
Vor der großen Tour nach Lappland machten meine Gastmama und meine Gastschwester mit mir noch einen kurzen Trip nach Öland, eine kleine Insel vor der Ostküste Schwedens. Alte Reihendörfer und Holzwindmühlen erwarteten uns und auf der kleinen Insel lief der Alltag irgendwie ein wenig langsamer ab als auf dem Festland. 




LAPPLAND
Die letzte vollständige Woche in Schweden verbrachte ich schließlich im hohen Norden Schwedens - ein letztes Mal alle anderen Austauschschüler sehen, ein letztes Mal schwedischen YFU-Spirit spüren, ein letztes Mal heimkommen zur Gastfamilie. Das nächste Heimkommen war dann das ins Heimland, aber dazu komme ich später. Erstmal ein paar Impressionen zum leider verregneten, aber rund um die Uhr hellen Wunderland über dem Polarkreis.


Teil der Lapplandsreise waren die 20 Stunden Hin- und Rückfahrt mit der Arctic Circle Train, die uns von Stockholm nach Björkliden und von Kiruna wieder nach Stockholm brachte. Allein diese paar Stunden Zugfahrt mit mehr als 40 anderen Austauschschülern waren ein einzigartiges Abenteuer, das wir alle so schnell nicht wieder erleben, vor allem aber niemals vergessen werden!


Und auch wenn das Wetter die meiste Zeit zum Haare raufen war, gelang es einem im hohen Norden doch irgendwie immer, der Umgebung etwas abzugewinnen. 






MIDSOMMAR

Mittsommer wurde fast direkt nach der Heimkunft aus Lappland gefeiert. Kränze wurden geflochten und es war auch überhaupt nicht komisch, dann den ganzen Tag - auch unter Leuten - damit auf dem Kopf herumzulaufen. Eine Sache, in der die sonst so unauffällig sein wollenden Schweden sich einmal nicht zu schade für sind. 
Der Tanz um die Mittsommerstange musste dann für mich leider ausfallen, da die Lapplandswanderungen mir noch in den Kniegelenken festsaßen - aber Zuschauen war genauso amüsant! Dieser eine Tag im frühen Sommer verwandelte die so vom Winter gebeutelten Schweden in lachende, singende, um eine Stange kreiselnde Masse glücklicher Menschen.



Und dann war es auch schon Zeit für den Abschied. Dieser eine große Abschied, den man sich schon seit man in der Familie ankam vor Augen halten musste. Der, über den alle früheren Austauschschüler Horrorgeschichten erzählten. 
Aber auch dieser Abschied war mal vorbei und ich war alleine auf dem Weg zum Gate, wie damals in Deutschland: mit Tränen in den Augen und ein bisschen zu viel Gepäck. 


Das YES in Berlin wirkte dann wie ein Puffer zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Man war nicht mehr im Ausland, aber man war auch nicht zuhause. Es war ehrlich gesagt anstrengend, über Innovationen und Journalismus zu reden während die Stimmen im Hinterkopf hysterisch über den Fakt diskutierten, dass man in 4 Tagen wieder in seinem deutschen Bett schlafen würde. Aber auch das überlebte ich, und schließlich, nach nochmal vielen vergossenen Abschiedstränen und durchmachten Nächten, schließlich saß man dann wirklich im Bus nach Hause. Was auch immer das bedeuten sollte.

Aber schließlich stieg ich aus dem Bus, schloss meine Mami in die Arme, meine Schwester, meinen Papa, und ganz plötzlich, ohne ein Stocken oder Zögern, war ich zuhause angekommen. Alles war wie vorher - außer die Tatsache, dass in unserem Garten eine schwedische Flagge gehisst worden war. Für mich. Weil doch jetzt ein Teil von mir schwedisch ist.

Vera







Ps: Bilder werde ich später hinzufügen, ich bin wieder im Genuss meines deutschen (so gut wie nicht vorhandenen) W-LANs, das dauert alles ein wenig länger...Sorry dafür!


Freitag, 10. Juni 2016

beschwingte Schwerfälligkeit

Und plötzlich ist es vorüber gegangen, in einem Augenblick, in einem Atemzug, in einer Sekunde des Wegsehens.
Das Schuljahr, die Busfahrten durch den Morgennebel in Småland, das Warten für den Bus an der Kreuzung, die langen Pausen montags und die Anstrengung die man an den Tag legen musste um seinen Schlüssel aus dem Locker-Schloss zu bekommen.
Das Leben hier wird klar weitergehen, und meins auch, bloß nicht hier. 
Die Kühe werden weiter hier weiden und meine Gasteltern werden hier ein und aus gehen und Molly wird hoffentlich auch noch lange vor der Tür sitzen und bellen, wenn sie hereingelassen werden möchte. 

Und ich werden zuhause zur Schule gehen wie gehabt, ich werde vom Höllenteufel persönlich deswegen gestresst werden und ich werde Bullerbü immer noch verehren. Und trotzdem wird alles anders sein - aber den Teil mit den geteilten Herzen könnt ihr ja weiter unten gepostet lesen, ihr versteht hoffentlich wie ich das meine.
Es geht zu Ende und ich bin nicht mal unglücklich, ich bin einfach nur zufrieden damit dass ich diesen jahrelangen Traum durchgezogen hab ohne daran zu scheitern. 
Klar bin ich in der Zeit hier mit vielem gescheitert, doch ich hab es geschafft, daraus zu lernen und nicht daran zugrunde zu gehen - das ist mir viel wert!
Schweden wird ab jetzt immer einen gewissen Teil meines Herzens, meiner Seele, meines Charakters einnehmen, und das fühlt sich gut an. Mal sehen, wie die Welt sich noch so in mich hineinschleichen und dort einnisten wird. Auf jeden Fall bin ich einfach nur froh. Meine Lachmuskeln schmerzen und dieses gewisse Strahlen das jeder Schüler am letzten Schultag in den Augen herumgetragen hat ist auch bei mir noch nicht verklungen. 

Bald bin ich zuhause!
Vera 


Dienstag, 24. Mai 2016

SOMMER

Leute,
ganz unerwartet ist dann der Sommer da. Für ein paar Tage. Die Sonne knallt hinunter auf die blassen Schweden und lässt uns alle fast einen Hitzeschlag bekommen, weil niemand genug kriegen kann vom Wetter. Wer weiß, wann das wieder umschlägt?
27 Grad ist fast selten hier in Schweden, vor allem hier im småländischen Hochland.
Die schönste Zeit des Jahres ist jetzt, hab ich beschlossen. Wenn alles blüht und der Baum vor meinem Fenster plötzlich Blätter trägt, die die Hälfte meiner Aussicht (auf eine schöne Art und Weise!) verdecken. Ich verstehe jetzt, warum so viele Leute Sommerhäuser in Schweden haben: Es ist einfach atemberaubend schön hier in den warmen Sommermonaten.
Bald ist nur noch ein Monat übrig von meiner Zeit hier, und ich hab es irgendwie trotzdem noch nicht gerafft, jetzt wo sich alles so normal und alltäglich anfühlt. Heimfahren? Ich bin doch irgendwie zuhause? 
Die letzten Tests werden geschrieben, der Schulalltag wird noch gelassener und das schwedische Schuljahr endet dann Anfang Juni. Ich werde eine Studentmössa bekommen und die Schule wird mich verabschieden. Ich werde meinen Locker ausräumen und den Schlüssel abgeben, und mit ihm ein großes Stück schwedisches Leben (ja, der Locker enthält ALLES - wenn der Schlüssel vergessen wurde, ist der Tag gelaufen!).
Kurz gesagt: Mein neuer Alltag wird gegen den alten eingetauscht, und das fühlt sich kompliziert an. Am liebsten würde ich alles mischen, Sovmorgon haben und trotzdem in Deutschland zur Schule gehen, den idyllischen, ruhigen Schulweg haben und trotzdem durch die Altstadt in Bayern laufen und die - jetzt zugegeben - vielen Zugverbindungen haben und trotzdem in einem gelben Schwedenhaus in meinem so geliebten Nirgendwo wohnen.




Aber das wird kaum gehen - da hilft nur, sich mit den Gedanken anzufreunden und irgendwie den Rest noch zu genießen. Auch wenn der Abschied naht und ich Nervenzusammenbrüche bei Pack-Gedanken bekomme. HILFE!
Auch lassen sich meine Gedanken kaum mehr in Worte fassen. Dafür ist dieser Text auch so unstrukturiert, entschuldigt!
Ich hoffe, es geht euch gut!
Ha det bra!

Vera

Sonntag, 15. Mai 2016

Erzählstoff und Zeit im Ungleichgewicht

Ich hab' keine Zeit und keine Muße, viel zu schreiben. So viel passiert und so viel will gezeigt und erzählt werden, aber wo fängt man an? Wo hört man auf? 
Obwohl: alles hat mal ein Ende. Immer und überall. 
Der Frühling ist in vollem Gange und ich habe so viel draußen zu tun gehabt, dass ich mir einen Sonnenbrand geholt habe und sogar schon ein wenig braun bin.
Die Kälbchen werden größer und größer und Skåne wird mehr und mehr drittes Zuhause. Die Sehnsucht nach Bratwürsten und alten Freunden wird stärker. Und ich bin jetzt schon gestresst, wenn ich ans Packen denke. Und ans Tschüss-Sagen. Und ans Hallo-Sagen.
Aber erstmal bin ich dankbar, das alles hier bis zum Schluss auskosten zu dürfen. Wird mit jedem Tag besser. Auch noch im letzten Monat. 







Alles gemischt, ich weiß - Gedanken wie Bilder. Hoffe, ihr habt trotzdem Freude dran. 
Hab euch lieb!
Vera

Montag, 25. April 2016

Zuhause. Zuhause?

Re-Entry.
Zurück-Eintreten. Zurück-Entern. Nochmal-Anfangen?
  Doofe Übersetzung, und es fühlt sich irgendwie wie Rückwärtsgang an. Auf Kärsögården war es plötzlich kalt, und man hatte die Stelle doch noch so warm in Erinnerung von August. August - 8 Monate weit weg, und doch scheint es wie ein ganzes Leben, und trotzdem kommt es einem vor wie gestern. Universalsprache ist jetzt nicht mehr Englisch, sondern Schwedisch. Selbst die große Deutschen-Gruppe schwang teilweise auf Schwedisch um, weil es ganz einfach unkomplizierter war, sich auf unserer jetzt fast-Muttersprache zu unterhalten. Hätten wir nie gedacht, wenn wir an diesen holprigen Start zurückdenken, an dem man auf einer Bank in der Sonne saß, auf die gelb gestrichenen Holzplanken der Jugendherberge starrte und sich fragte, warum zum Teufel man sich auf diese ganze Sache hier eingelassen hatte. 10 Monate? Bin ich eigentlich bescheuert?

  Zurück gehen. Nach Hause. Probleme wurden diskutiert, Befürchtungen, Ängste, es wurde darüber geredet, was man gerne hier lässt und was man am liebsten mitnehmen würde (ich antwortete auf diese Frage mit Hund Molly). 
  Und dann fährt man wieder zurück nach Hause, telefoniert mit Zuhause und hat so viel über das nach Hause gehen geredet, dass man denkt, man fährt sofort nach Hause. Und zu Hause wartet dann das Essen auf dem Tisch und Molly begrüßt einen mit Händeschlabbern und ich werde gleich zum Eier im Hühnerstall holen rekrutiert.

  Ihr kennt sicher diesen ausgelutschten Spruch Zuhause ist da, wo dein Herz ist. Ich hab ihn immer scheiße gefunden. So dämlich einfach-dahin-gesagt, Kitsch-Schnickschnack ohne wirklichen Hintergrundsinn und er hat mich immer an ein schlecht mit Paint erstelltes Facebookpost-Googlebild erinnert. Ja genau, so eins.
  Und jetzt sitze ich hier und kann einfach nur sagen, dass es irgendwie trotzdem stimmt.
Zuhause ist da, wo dein Herz ist.
Hier und Zuhause.
Zuhause und Zuhause.
  Zuhause bei meiner Zwillingslästerschweinschwester, bei meinem Musik verehrenden Papa, bei meiner Mama mit immer offenem Ohr, bei meiner Landkarte über dem Bett und bei meinen zwei Kaninchen - auch wenn sie nur noch in meinem Herzen existieren.
Und trotzdem auch zuhause bei meiner Gastmama, die mich immer zur Schule fährt wenn ich Sovmorgon habe, bei meinem Gastbruder, durch den ich so viel über Politik lernen durfte und der mit mir Luftgewehr schießt, bei meinem Gastpapa, der mir bald das Traktorfahren beibringt, und bei meiner Gastschwester, mit der man manchmal echt richtig doll lachen kann (und bei Molly, die mir beigebracht hat, dass alte, vergessliche Hunde unbedingt immer zwei Portionen Futter haben müssen).
 Mein Herz ist zuhause in Bamberg auf dem Stephansberg, zuhause in der Svenska Kyrkan-Jugendgruppe, zuhause im Zug zur Schule, zuhause in der 160 nach Aneby,  zuhause in der Scheune, bei den Katzen die dich so lange beachten, bis du ihnen Essen gibst, und zuhause in meinem Zimmer mit Blick auf eine Kuhweide.
Zuhause in Schweden und zuhause in Deutschland: der Spruch sagt nirgends, dass das Herz ganz sein muss.

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Re-Entry.
Tillbaka. Ny början?
  Dåligt översättning, och det känns som vi kommer åka baklänges. På Kärsögården var det plötsligt kallt, och man minns fortfarande hur varmt det var här när vi kom i början av augusti - 8 månader  långt bort, känns ändå som ett helt liv och likväl känns det som igår. Universalspråk är inte engelska längre, det är svenskan nu. Även den stora tyska gruppen bytte till svenskan eftersom det vat helt enkelt inte so komplicerad som det var när man fick tänka om och prata tyska igen. Det skulle vi aldrig ha vågat, om vi tänker tillbaka till den här svåra början när man satt på bänken och stirrade på de gula väggarna av vandrarhemmet och tänkte sig vad i helvete gör jag här egentligen. 10 månader? Är jag dum i huvet?
  Att åka tillbaka. Hemma. Problemer diskuterades, rädslan, ångest, vi pratade om vad vi gärna lämnar här och vad vi skulle ta med oss om vi kunde (jag svarade på den frågan med hunden Molly).
  Och sen åker man tillbaka hem, ringer hem och har så många tanker om att åka hem i huvet att man tror man ska packa nu och åker hem just imorgon. Och hemma väntar maten och Molly välkomnar en med viftande svansen.
  Ni säkert känner igen den här gamla citatet Hemma är där hjärtat är. Jag tyckte aldrig om det - trodde att den hade ingen bakgrundsbetydelse, att den var en kitch-schnickschnack, en sån dåligt gjort bild man postar på facebook, ja, en sån.
Och nu sittar jag här och kan bara säger att den här meningen stämmer.
Hemma är där hjärtat är.
Här och hemma.
Hemma och hemma.
  Hemma hos tvillingssystern, hos min musikälsande pappa, hos min älskade mamma som alltid lyssnar på mig, hos min världskarta på väggen bredvid sängen och hos mina kaniner - även, om de bara finns kvar i mitt hjärta.
  Och ändå är jag hemma här hos min värdmamma som kör mig till skolan varje gång jag har sovmorgon, hos min värdbror som lärde mig så mycket om politik och som skjutar luftgevär med mig, hos min värdpappa som vill lära mig att köra traktorn och hos min värdsyster som jag kan skrattar ganska mycket med ibland (och hos Molly som lärde mig att man kan fortfarande vara duktigt på precis allt när man är nästan 100 år i människoråldern).
  Mitt hjärta är hemma i Bamberg på Stephansberget, hemma i svenska kyrkan Ungdomsgruppen, hemma på tåget till skolan, hemma på 160 bussen till Aneby, hemma i lagon var katterna vill ha mat, och jag är hemma på mitt rum med utsikt på lyckliga kor och kalvar.
Hemma i Sverige och hemma i Tyskland: citatet sa aldrig att hjärtat ska vara helt.

Vera

Donnerstag, 21. April 2016

Endspurt (noch nicht ganz)

Die Zielgerade, die Alexa angesprochen hat, beginnt sich spüren zu lassen - wir befinden uns jetzt auf dieser speziellen letzten Kurve auf einer Laufbahn - auf der, die einen zum letzten Sprint führt: noch einmal alles geben und die Leistung mit einem Energieschub verbessern. Die Beine tun weh, Müdigkeit schleicht sich langsam in die Knochen, aber da vorne stehen deine Freunde, deine Familie und feuern dich an. "Bald bist du da! Noch ein kleines Stück!"
  Die Euphorie und das Adrenalin steigen an und irgendwie will ich persönlich plötzlich noch nicht über die Zielgerade laufen, weil sich in diesem Bruchteil der Sekunde alles okay anfühlt - ich könnte meines Erachtens noch meilenweit so laufen jetzt. Andererseits geht mir die Puste aus und ich sehne mich nach Ruhe und Gewohnheiten.
  Mein Gemüt schwankt in letzter Zeit zwischen 'Ich will nicht, ich hab' noch nicht alles ausgekostet hier!' und 'Jetzt ist mal gut, ich vermisse Weißwurst und Brezeln und kann keine Kartoffeln und panierten Fisch in der Schulkantine mehr sehen.'
  Die Kälber hier werden größer und immer mehr. Die Hofkatzen kennen mich jetzt auch schon und begrüßen mich morgens, wenn ich zur Straßenkreuzung gehe, um auf den Bus zu warten - sie denken, ich bin auf dem Weg zur Scheune, um ihnen Futter zu geben. Endet leider immer damit, dass ich die miauenden Allergieauslöser über die Straße scheuchen muss, damit sie nicht auf mich wartend auf dem Mittelstreifen sitzen bleiben und vom ankommenden Bus überfahren werden. Liebe macht blind.
  Es soll nochmal schneien jetzt am Wochenende - es tut fast weh, die gerade geblühten Osterglocken bald unter einer Schneedecke verschüttet zu wissen. Hoffentlich schmilzt das ganze dann schnell wieder.
  Morgen früh werde ich mich in den Zug nach Stockholm setzen, um am Re-Entry Camp von YFU teilzunehmen. Alle Austauschschüler werden sich noch ein letztes Mal treffen, um Revue passieren zu lassen und um Erfahrungen auszutauschen. Die mutigen sollen Badekleidung mitnehmen. Wir werden sehen, wie ich mich morgen spontan entscheide! Wird jedenfalls eine schöne Zeit, denke ich.

  Leider gibt es in diesen Tagen nicht nur schöne Nachrichten. Wie ihr wisst, gab es in Ecuador ein verheerendes Erdbeben, bei dem mehr als 400 Menschen umgekommen sind. Unter ihnen war eine deutsche Austauschschülerin, die mit YFU dort seit einigen Monaten ihr Auslandsjahr machte. Ihre Gastfamilie und sie schafften es leider nicht, sich aus einem Haus zu retten, bevor es einstürzte. Nicht in Worte fassbare Bestürzung hat sich breitgemacht unter den Austauschschülern und hiermit möchte ich einfach nur aufmerksam machen darauf, dass ihr alle versucht, jeden Tag zu leben und zu lieben und auszukosten, den ihr habt. Es ist nicht alles selbstverständlich.
Vera


Dienstag, 12. April 2016

Was ist denn gut am Ausland?

Nationella Prov stehen an - in Schwedisch, Mathe, Englisch und Spanisch werden nationelle Examen durchgeführt.
Im Schwedischen gibt es einen mündlichen Teil mit dem Thema "att göra gott" - "gutes machen". Vier Minuten reden über ein Thema, das Gutes macht.
Mein Thema: Eín Jahr im Ausland - auf viele Arten Gutes tun

Wenn ihr wollt, könnt ihr euch meinen Teil mal durchlesen, auf Schwedisch werde ich ihn auch posten, dann kriegt ihr mal etwas von der Sprache mit! Wenn ihr ein paar holprige Formulierungen im Text bemerkt, dann liegt das daran, dass mir das Übersetzen aus dem Schwedischen irgendwie schwer fällt - ich denke und rede entweder Deutsch oder Schwedisch, gemixt bzw. schnell mal übersetzt geht das kaum.

Ein Jahr im Ausland - Auf viele Arten gutes tun
Ein Jahr ist lang, hab ich geglaubt - bevor ich jetzt hier stand und nur noch ein paar Wochen übrig habe mit meiner Zeit hier. Ich werde in 2 Monaten zuhause sein. Was habe ich mit meiner Zeit hier gemacht? Bin ich zufrieden?
 Hab ich's GUT gemacht?
Aber wie macht man etwas gutes?
 Ich denke, die Hauptsache ist dass man zufrieden ist mit allem was man macht und gemacht hat. Man muss glücklich sein und sich ständig neue Sachen beibringen, damit man weiter kommt, noch glücklicher wird.
 Mit dem Wort "glücklich" meine ich nicht, dass alles für einen gut geht - nein, speziell in einem Auslandsjahr geht ganz schön viel nicht so wie man es sich gedacht hat. Nein, mit dem Wort "glücklich" meine ich, dass du nach einem langen Tag heimkommst und mehr weißt als du am Morgen wusstest. Oder du kommst nach einem Jahr heim und weißt mehr als du damals beim Einsteigen ins Flugzeug wusstest, alles hinter dir lassend.
 So, was ich sagen will ist, dass es kein gut oder schlecht gibt - das hängt von einem selbst ab. Wenn du zufrieden bist mit dem was du tust, ist es gut. Wenn du es nicht bist - versuch es so lange, bis du dich gut fühlst.
 Aber was ist gut daran, alleine im Ausland zu wohnen?
Für einen selbst: Alleine in einem anderen Land für längere  Zeit zu leben ist schwer, aber es lohnt sich.
 Ich habe mich selbst besser kennengelernt, ich habe andere Austauschschüler kennengelernt, ich habe die Unterschiede zwischen meiner Heimat und Schweden gelernt und ich bin offener und toleranter für anderes was ich nicht kenne. Ich habe es geschafft, in einem anderen Land ohne meine Eltern und Freunde aus Deutschland zu leben und das fühlt sich noch besser an. Ich hab natürlich meine Familie vermisst und hab gelernt, dass die eigene Familie nicht zu ersetzen geht. Wir Austauschschüler haben uns beigebracht, dass nicht alles selbstverständlich ist - das, was man vorher hatte, war plötzlich nicht mehr da und es ist manchmal schwer, damit zu leben. Wir wollen lernen und wir wollen verändern, und ich selbst denke wirklich dass das gut für uns alle ist, und gut für mich selbst.
 Für andere Menschen: Ein Austauschschüler wird besser im Kommunizieren und Tolerieren anderer Menschen. Ich zum Beispiel weiß ja, wie ich mich gefühlt habe, als ich in ein anderes Land gekommen bin und alleine war und kein Wort verstanden habe vom Gesagten unter den ersten Monaten. Ich verstehe, wie schwer das sein kann, und ich versuche zu helfen, immer wenn ich jemanden sehe der ein Problem hat, das sich nur schwer alleine lösen lässt. Ich habe gelernt, um Hilfe zu fragen und gleichzeitig habe ich Menschen kennengelernt, die den Willen hatten, mir zu helfen.
Ich habe Freunde gefunden, die auf allen Kontinenten der Erde wohnen werden, wenn wir alle heimgefahren sind, und trotzdem sind manche mir näher als es die in Deutschland jemals waren. Ich habe mich selbst verändert, und das hat mein Verhalten gegenüber anderen Menschen positiv verändert. Das ist meiner Meinung nach gut.
 Für die Gesellschaft: Meine Organisation heißt Youth for Understanding, Jugend für Verstehen. Die Organisation wurde nach dem zweiten Weltkrieg gegründet und ihr Ziel ist es, dass Jugendliche sich Verstehen für weltweite Freundschaften erschaffen - damit niemand sich mehr bekriegen muss. Freundschaft ist gut und macht gut - speziell, wenn man keine Eltern hat die einem helfen können, ist das nur gut wenn man jemanden hat, der genau weiß wie man sich in bestimmten Situationen fühlt. Wenn man selbst Fremder war, denkt man nicht mehr die selben Dinge über ausländische Menschen, wie man es vorher gemacht hat, kann ich sagen. Ich habe gelernt, keine Vorurteile mehr zu haben, weil das nie eine Rolle spielt ob meine Freunde aus Litauen oder Brasilien kommen. Wir lachen ganz einfach zusammen wie Menschen, die wir ja alle sind.


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Ett år i utlandet – att göra gott på många sätt

Ett år är långt, tror man – innan man står här och har bara 2 månader kvar med sin tid utomlands. Jag kommer vara hemma om 2 månader. Vad har jag gjort med min tid här? Är jag nöjd?
 Har jag gjort gott?
Men hur gör man gott?
 Jag tycker, huvudsaken är att man måste vara nöjd med allting man gör och gjorde. Man måste vara l lycklig och lära sig nya saker för att kommer vidare, blir ändå lyckligare.
Med ordet lycklig menar jag inte att allting ska går bra för en – nej, speciellt i ett utlandsår går ganska mycket inte så riktigt som man hade tänkt sig. Nej, med ordet lycklig menar jag att du kommer hem efter en lång dag och vet mer än du gjorde när du gick upp på morgonen. Eller du kommer hem efter ett år och vet mer än du gjorde när du klev på flygplanet och lämnade allt bakom dig.
Så, vad jag vill säger är att det inte finns dåligt och gott – det beror på en själv. Om du är nöjd med vad du gör, så är det gott. Om du inte är det – försök så länge tills du känner dig gott.
 Men vad är gott om jag bor ensam utomlands?
För en själv: Att leva ensam i ett annat land för längre tid är svårt men det lånar sig. Jag lärde känna mig själv bättre, jag lärde känna andra utbytesstudenter, jag lärde mig skillnaderna mellan mitt hemland och Sverige och jag är öppnare och mer tolerant för annat som jag inte känner. Jag har klarat mig i ett annat land utan mina föräldrar och vänner från Tyskland och det känns ytterligare bättre. Jag naturligtvis saknade min familj och lärde mig att den egna familjen inte gå ersätta.. Vi utbytesstudenter lärde oss att inte allt är bara självklart - vad man hade innan fanns inte längre, och det är ibland svårt att leva med. Vi vill lära oss och vi vill förändra, och jag själv tycker verkligen att det är gott för oss alla, gott för mig.
 För andra människor: En utbytesstudent blir bättre på att kommunicera och tolerera andra människor. Jag till exempel vet ju hur jag kände mig när jag kom till ett annat land och var helt ensam och inte fattade ett ord under de första månaderna. Jag förstår hur svårt det kan vara, och jag försöker att hjälpar till varje gång jag ser nån har ett problem som är svårt att lösa ensam. Jag har lärt mig att fråga om hjälp och samtidigt har jag lärt känna folk som hade viljan att hjälpar mig. Jag har skaffat vänner som kommer bor på alla kontinenter i världen efter vi alla åkt hem, och ändå är några bättre vänner än en del jag hade hemma. Jag förändrade mig själv och det förändrade mitt beteende mot människorna omkring mig positivt. Det känns gott.
 Samhället: Min organisation heter Youth For Understanding – Ungdomar för Förståelse. Organisationen uppstod efter 2:a världskriget och deras mål är att ungdomar skaffar förståelse för vänskapen rund om världen – så att ingen behöver kriga igen. Vänskap är gott och gör gott - speciellt när man inte har föräldrarna här som kan hjälpar till är det bara gott när man har en vän som vet exakt hur man känner sig i speciella situationer. När man själv har varit främmande tänker man inte längre samma sak om utländska människor som man gjorde innan, kan jag säga. Jag lärde mig att inte har fördomar längre, eftersom det aldrig spelar en roll om min vän är från Brasilien eller Litauen. Vi helt enkelt skrattar tillsammans som människor, vad vi ju alla är.


Habt eine wunderbare Restwoche, ich hab euch lieb <3
Vera
irgendwo bei Vetlanda<3


Montag, 4. April 2016

Die Sache mit der Zeit

Zeit, Zeit, Zeit.
Es wird immer gesagt "Mach das beste draus",
aus der Zeit bevor es losgeht, aus der Zeit im Ausland, und komm gut wieder zu Hause an. Mach' die Schule zu Ende. Abitur.
Lebe dein Leben weiter mit deinen Erkenntnissen und Erfahrungen, und teile sie und vermittle sie.
"Ich war ein Schuljahr in Schweden", werde ich sagen.
Ein Jahr, was ist das schon? Ein paar Monate unseres Lebens - und trotzdem so so unglaublich lebenswichtig.
Ein paar Monate nicht Zuhause, aber später als Erwachsene werde ich nie wieder Zuhause leben.
Ein Schuljahr nicht in der Schule, danach habe ich ja nur noch zwei Jahre Zeit, mich wieder einzugewöhnen. Ein Jahr Schwedisch gelernt und im Alltag gesprochen, und daheim wird es wieder durch Deutsch ersetzt. Plötzlich ist alles doppelt.
Freunde verlassen, Freunde gefunden, und ich werde Freunde verlassen und Freunde finden.
Der Blick auf die Welt wurde größer. Die Familie wurde größer, ich denke über ein Zusammentreffen nach und bin froh, Schweden gewählt zu haben, das von Deutschland aus mit der Fähre relativ leicht zu erreichen ist.
Ich selbst bin so froh über das alles. Es erlebt zu haben, es gefühlt zu haben, es dokumentiert und genossen zu haben - und das Jahr ist ja noch nicht vorbei! Die nächsten Monate werden gefüllt sein mit anderen Austauschschülern, Frühlingsspaziergängen, Pack-Planungen und vermutlich vielen, vielen verwirrten Gedanken. Genauso wie vor dem Auslandsjahr.
Reue, Vorfreude, Trauer, Was-wäre-gewesen-wenn-Gedanken, und das einzige worauf man schlussendlich kommt ist der Fakt, dass sich Zeit weder zurück- noch vorspulen lässt - erzwingt sozusagen, den Moment einfach zu leben.
Der Umgang mit Zeit? Wie mache ich das beste draus? Wie verschwende ich keine Zeit? Wie kann ich später zufrieden sein mit meiner verbrachten Zeit?
Antwort?
Sei einfach.

Sehe ich jedenfalls so,
Vera

Montag, 28. März 2016

Skåne und Småland

Skåne kann ich hier in Schweden fast mein 3. Zuhause nennen - meine Gastmormor wohnt da und wir fahren öfters runter in den Süden, um dort ein bisschen zu bleiben.
Skåne mag ich deswegen so gerne, weil es so unterschiedlich zu meiner Heimatregion Småland ist.
Småland besteht aus Bäumen und Seen, während Skåne weitflächige Anbaufläche ist und Küste hat. (Und 'ne Menge Pferde!)
Was gibt es schöneres, als am Ostersamstag morgens um halb 8 durch ein kleines verschlafenes Küstendorf zu laufen, das erste Mal seit langem die Sonne im Gesicht, die Möwen sind schon wach und kreischen und der Seewind ist so stark, dass er dir den Sand vom Strand gegen die Schienbeine prickeln lässt?



Ihr merkt vielleicht, das alles ist vollkommen anders als Småland mit dem Holzgeruch in der Luft, den mysigen, verwunschenen Wäldern in denen die Bäume so dicht stehen, dass du dich fast hindurchschlängeln musst. Ab und an blitzt ein kleines rotes Holzhäuschen hinter dem Dickicht hervor, aus dessen Schornstein Rauch aufsteigt.







Schweden ist schön, und es wird immer ansprechender, je mehr Sonnenlicht auf das Land fällt. Die Menschen lachen mehr, reden mehr, unternehmen mehr, finden die Lebenslust wieder - klingt klischeehaft, aber ist so.









An Ostern wird ein Osterfeuer entzündet. Ein
großer Scheiterhaufen wird angesteckt, um die Dunkelheit nun endgültig zu vertreiben. Hat geklappt, denke ich. Der Abend vor Ostern kam mir fast sommerlich vor.





Osteressen besteht normalerweise aus Lamm und Kartoffeln (wer hätte es gedacht) und natürlich Eiern und Sill. Was das ist, dürft ihr selbst googeln - nicht unbedingt mein Leibgericht, aber man muss ja die Tradition mitleben!

Habt noch schöne Osterferien! Ihr da in Deutschland habt den Luxus, 2 Wochen Ferien zu haben. Ich hatte 'nur' eine.
Hejdå!
Vera

Montag, 21. März 2016

Stockholm und internationale Freundschaften - Stockholm and the perks of international friendships

Austauschschüler treffen ist schön. Man kann reden und lachen und Erfahrungen austauschen wie mit niemand anderem. Eigentlich, um es mal arrogant auszudrücken, hat niemand eine Ahnung was wir so durchmachen, denken und fühlen - außer eben andere Austauschschüler. Egal aus welchem Land.
   Ich habe jetzt Freunde in Litauen, in Brasilien und der Schweiz, in den USA, Österreich und den Niederlanden. Einer der härtesten Teile des Auslandsjahres wird sein, zu allen hejdå sagen zu müssen. Auf unbestimmte Zeit (- aber Besuchtouren werden schon geplant).
   Eine unvorstellbare Tatsache ist die, dass ich mich in gut 3 Monaten wieder in Deutschland befinden werde. In meinem alten Leben, in meiner alten Schule und meinem alten Umfeld. Es wird vermutlich genauso sein wie damals, bevor ich das alles verlassen habe. Es wird der gleiche Zug sein, mit dem ich morgens zur Schule fahre, es werden die bekannten Gesichter sein, mit denen ich zusammen lache, ich werde wieder fruktansvärd Stress in der Schule haben und mit meinem Papa im Auto singen,
  und dennoch werden ich diese Leute im Hinterkopf haben, die sich in just diesem Moment auf der anderen Seite der Erdkugel befinden werden. Ich werde Erinnerungen haben, die niemand aus meinem neuen alten Umfeld mit mir teilen kann. Ich werde Bilder ansehen und die Menschen darauf nur schwer wieder alle zusammen an dieser Stelle treffen, ich werde dank Zeitverschiebung kaum mit allen gleichzeitig sprechen können und ich werde es vermissen für ein Wochenende einfach mal so in eine Großstadt zu fahren und dort Menschen zu treffen, die ich davor vielleicht erst 3 Mal gesehen habe, aber es sich anfühlt als würde ich sie schon mein ganzes Leben lang kennen.
   Was ich ja eigentlich auch tue - mein ganzes schwedisches Leben lang kenne ich sie schon, kann mich auf sie verlassen, mit ihnen reden.
   Aber alles hat ja bekanntlich zwei Seiten, und die gilt es zu akzeptieren und aus dem guten Teil das beste zu machen. Das ist das, was ein Austauschschüler lernen muss.

To meet other exchangestudents is wonderful. You can talk and laugh and interchange experiences like with no other person. Actually, to be a little arrogant, nobody has a clue what exchangestudens have to go through and what they think and feel - except for other exchangestudents. No matter which country they come from.
   I now have friends in Lithuania, Brazil, Switzerland, the USA, Austria and the Netherlands. One of the hardest parts of this year will be the goodbye to everyone of them. Unknown is the date and the place of the next time seeing each other.
   It is unbelievable that I will be back home in Germany in about 3 months. Back in my old life, in my old school and my old surroundings. I guess, (hope) it is going to be like it was before I left - the same train to school, the same faces which I'm laughing with, I am going to be stressed as hell in school again and in the car I will be singing along with my dad,
   and still, I will be having all these people in the back of my head which will be living on the other side of the world at that exact moment. I will be having memories nobody in my new old surroundings is able to share with me. I will be looking at pictures and it is going to be hard and expensive to meet all this people again, at the same place, all together. Due to the time difference I am not going to be able to talk to all of them at the same time, and I am definitely going to miss the spontanious weekend-trips to big cities, to meet people I have met 3 times before and still it feels like I have known them my whole life.
   Which I actually do - I have known them my whole swedish life, I can trust them, can talk to them.
   But everything has two sides, famously. - and they are to be accepted and to be made the best out of the positive part. That is what an exchangestudent has to learn.
Thanks for the weekend, dudes - you're AWESOME!









Schnee im März, wuhu!
Wünsche euch eine schöne sonnige Woche!
Vera

Samstag, 12. März 2016

Schweden und die Natur

Natur spielt in Schweden eine große Rolle: Für die Wirtschaft, den Holzexport, und natürlich für die Schweden selbst.
Und wenn man einen eigenen Wald hat, in dem man sich (wortwörtlich) verlieren kann, ist es leicht arrangiert, sich einen ganzen Vormittag darin aufzuhalten. Im Wald ein freies Feuer machen und Würste grillen? Total normal hier - und spaßig!







Nächste Woche soll die Temperatur auf 10 Grad ansteigen. Ich freu' mich drauf, der Osterschmuck kommt auch so ganz langsam in die Bude, bunte Federn in Birkenreisig sind sicher eine Idee, die ich mit nach Hause nehmen werde. 
Habt noch ein schönes Wochenende!
Vera

Donnerstag, 10. März 2016

Nochmal (immer noch) Winter

Sie hat Anfang März nochmal Einzug gehalten, die kalte Jahreszeit: Schnee, Minusgrade und zwischendurch doch der Hauch Frühling, der alles matschig und grau werden lässt, bevor sich Bruder Winter wieder einmischt und das ganze eiskalt festigt und Matschkuhlen zu Stolpersteinen macht. Oder Pfützen zu Rutschfallen, hehe -
Trotzdem ließ sich die Sonne blicken und da ich euch das erste kleine Kälbchen Traudel (dieses Jahr werden es deutsche Namen, hat meine Gastfamilie beschlossen) ja nicht vorenthalten wollte, kommen hier ein paar (wenige, leider) Impressionen;
Enjoy!





Vera

Sonntag, 6. März 2016

Ein Tag in Skåne

Jap, wenn man eine Gastmama hat die gerne Auto fährt und Verwandte aus Südschweden, dann kann man es an einem Tag schonmal hin und zurück schaffen. Während man in Deutschland vielleicht 3x im Jahr eine solche Strecke auf sich nimmt, ist 3h Fahrzeit Durchschnitt, wenn man in Schweden irgendwo hinkommen möchte.
Und es hat sich auch gelohnt: Ich konnte ein eine Woche altes Lamm sehen, meiner glücklichen Hundeseniorin mit ihrer neuen - doppelt so groß wie sie selbst - Bernersennenhund-Freundin beim Herumtollen zuschauen, junge Katzen mit weißen Pfoten fotografieren (hab es zumindest versucht), mit der Verwandschaft über von Blaubeeren lila gefärbte Zähne (mit lila gefärbten Zähnen) lachen, supergute Kanelbullar essen, sich über dänisches Radio amüsieren und einfach mal wieder unterwegs sein.







Die meisten Bilder sind verwackelt, fürchterlich unterbelichtet und out of focus, ich weiß, aber es war dunkel und ich hab ja bekanntlich kein Stativ - außerdem hat es mich beim Anblick des Zuckerstücks namens Sune eh geschüttelt vor Rührung, habt ihr schonmal ein so kleines weißlockiges Wesen gehört, wenn es määh macht? Und euch die Hand abschleckt?
Baby-Alarm gibt es übrigens auch auf meinem Hof hier zuhause - das erste Kalb ist da, und ich darf es benennen! Leider habe ich noch kein Foto machen können, aber das folgt sicher noch!
Hab euch jedenfalls lieb und hoffe, ihr hattet ein wunderschönes Wochenende!
Vera


Freitag, 26. Februar 2016

Es wird wieder heller

Um sieben Uhr morgens ist die Sonne schon so weit oben, dass ich keine Taschenlampe mehr schwingen muss, damit der Busfahrer mich sieht und für mich anhält,
und abends um fünf essen wir middag (ja ich weiß, lustig was), wenn die Sonne noch nicht ganz unten ist und der Himmel noch ein bisschen blau. Die Sonne war in letzter Zeit allgemein öfter draußen. Nur noch in den schattigen Ecken kann man ein bisschen weiß und Eis erkennen.
Funfact: Ich werde immer verwirrt, wenn es hier um Eis geht. Das Eis auf den Straßen heißt is, das Eis, das man isst, nennt man glass - da wird dann schnell mal davon geredet, dass man Glatteis isst und Glas auf den Straßen liegt .. oder irgendwie sowas. Naja, jedenfalls hat dieses Wort schon öfter zu lustigen Peinlichkeiten geführt - die man jetzt aber nicht weiter erläutern muss.
Naja, zurück zum Licht: Man wird süchtig danach, die Nase in die Sonnenstrahlen zu halten, und sobald das geliebte und vermisste Gold über die Felder vor meinem Fenster fließt, bin ich gleich ein bisschen besser drauf als davor. Ich glaube, so geht es jedem hier. In der Schule hört man mehr Lachen und es wird wieder lustiger, von den Schulgebäuden zum Matsal zu laufen, um Lunch zu essen. Nicht mehr so kalt, nicht mehr soo matschig und nicht mehr so glatt. Manche gehen sogar ohne Jacke!
Leider konnte ich die letzten 3 Tage die Sonne nur von innerhalb des Hauses betrachten - mit Kopfschmerzen, laufender Nase, einem entzündeten Hals und Fieber. Aber jetzt geht's hoffentlich wieder bergauf!
Sonntag treffe ich mich mit einer österreichischen Freundin in Jönköping, um die Zugfahrt nach Lappland zu planen - im Juni geht's für die YFU-Austauschschüler nach Björkliden, ganz ganz ganz weit oben in Schweden, schon fast in Norwegen. Eine Woche Mitternachtssonne und Wintersachen-im-Sommer-tragen.
(Danach bleiben uns nur noch wenige Tage im Gastland. PANIK!)
Womit wir wieder bei Zeit wären - 4 Monate und ein paar zerquetschte Tage bin ich noch hier. Sind wir noch hier. Wieder in Deutschland kehrt alles zum Alltag zurück; oder halt nicht - bestimmt irgendwie, aber ich stelle es mir fruktansvärd komisch vor, Zuhause zu sein und alles so zu machen und zu leben wie davor. Also, nicht dass es genauso wird wie es bis August 2015 war - meine Killerkaninchen leben nicht mehr, ich werde nicht mehr meine eigentliche Jahrgangsstufe besuchen,  ich werde höchstwahrscheinlich mein(e) Zimmer (hehe, Papa!) umkrempeln und viiel mehr mit meiner Schwester machen. 
Wird man sich wirklich so verändert haben, wie es einem alle vorausgesagt haben? Oder wird man wie verrückt nach etwas suchen, was neu an einem ist? Die größte Angst eines Austauschschülers ist es wohl, nach Hause zu kommen und irgendwie nicht mehr zu Hause zu sein.
Aber darüber macht man sich am besten erst Gedanken, wenn es soweit ist. 

Habt einen schönen Abend!



Vera

Mittwoch, 24. Februar 2016

Sonne, Meer, Muskelkater

Huhu,
14 Grad (ja, 14 Grad!) und Sonnenschein klingt für einen Schweden Mitte Februar wie ein Traum - ein Traum, der für meine Gastfamilie und mich für eine Woche wahr wurde. Das Glück, dass eine Schwester meiner Mamma in Lissabon wohnt, ließ uns in den Sportferien, die man eigentlich im Norden in den Bergen und beim Skifahren verbringt, Richtung Süden fliegen.
Während die Portugiesen mit Pelzkragen und dicken Strümpfen am Ufer des Tejo entlangwanderten, hat man uns skandinavische Touristen wirklich gut am T-Shirt und an der käseweißen Hautfarbe erkennen können.
Was den Muskelkater angeht: Ich hab ihn immer noch. 4 Tage reinster Besichtigungsmarathon durch wie ich finde eine der stiligsten (und bergigsten!) Städte Europas haben es in sich.
Lissabon hat hinter jeder Häuserecke etwas neues, schönes zu verbergen. Und wenn es nur die Farbe der traditionellen Kacheln an der Häuserwand ist, die sich ändert - aber ich lasse mal lieber Bilder sprechen (hab so viele gemacht, dass ich die Hälfte meiner Speicherkarte bei meinem Gastbruder auf dem Computer abladen musste. Nach dem zweiten Tag!), enjoy!
Achja, gesurft bin ich übrigens auch! Hat dann doch dem eigentlichen Zweck der Sportferien entsprochen.











Bier aus dem Nachbardorf in Lissabon - in einem Schweizer Café.


Flughafen Lissabon, 7 Uhr morgens


Nunja, und seit einer halben Woche ist die Schule jedenfalls wieder Mittelpunkt des Alltags. Ich habe auf Schwedisch einen 10-Seitigen Bericht einer Mitschülerin über die Waffenentwicklungen vom 1. bis zum 2. Weltkrieg diskutieren müssen - vor der ganzen Klasse. Puh, ja, raus aus der Komfortzone, würde ich mal sagen! Und das alles, ohne überhaupt Noten dafür zu bekommen. Man kann aber danach echt stolz auf sich sein, finde ich. Überhaupt bin ich verblüfft über die Tatsache, wie schnell man sich einer Sprache aneignen kann, wenn man sich darauf konzentriert, das Englisch wegzulassen - und sich damit zwar in unangenehme, aber lehrreiche Situationen zu bringen. Learning by doing! Auch wenn das Englisch dann irgendwie drunter leidet - ohne Witz, ich kriege spotan keinen englischen geschweige denn spanischen Satz mehr zustande! Schwedisch mischt sich immer und überall dazu. Gut oder schlecht? Beides, aber egal.
Ich hoffe, ihr habt eine schöne Restwoche, eure
Vera