Freitag, 26. Februar 2016

Es wird wieder heller

Um sieben Uhr morgens ist die Sonne schon so weit oben, dass ich keine Taschenlampe mehr schwingen muss, damit der Busfahrer mich sieht und für mich anhält,
und abends um fünf essen wir middag (ja ich weiß, lustig was), wenn die Sonne noch nicht ganz unten ist und der Himmel noch ein bisschen blau. Die Sonne war in letzter Zeit allgemein öfter draußen. Nur noch in den schattigen Ecken kann man ein bisschen weiß und Eis erkennen.
Funfact: Ich werde immer verwirrt, wenn es hier um Eis geht. Das Eis auf den Straßen heißt is, das Eis, das man isst, nennt man glass - da wird dann schnell mal davon geredet, dass man Glatteis isst und Glas auf den Straßen liegt .. oder irgendwie sowas. Naja, jedenfalls hat dieses Wort schon öfter zu lustigen Peinlichkeiten geführt - die man jetzt aber nicht weiter erläutern muss.
Naja, zurück zum Licht: Man wird süchtig danach, die Nase in die Sonnenstrahlen zu halten, und sobald das geliebte und vermisste Gold über die Felder vor meinem Fenster fließt, bin ich gleich ein bisschen besser drauf als davor. Ich glaube, so geht es jedem hier. In der Schule hört man mehr Lachen und es wird wieder lustiger, von den Schulgebäuden zum Matsal zu laufen, um Lunch zu essen. Nicht mehr so kalt, nicht mehr soo matschig und nicht mehr so glatt. Manche gehen sogar ohne Jacke!
Leider konnte ich die letzten 3 Tage die Sonne nur von innerhalb des Hauses betrachten - mit Kopfschmerzen, laufender Nase, einem entzündeten Hals und Fieber. Aber jetzt geht's hoffentlich wieder bergauf!
Sonntag treffe ich mich mit einer österreichischen Freundin in Jönköping, um die Zugfahrt nach Lappland zu planen - im Juni geht's für die YFU-Austauschschüler nach Björkliden, ganz ganz ganz weit oben in Schweden, schon fast in Norwegen. Eine Woche Mitternachtssonne und Wintersachen-im-Sommer-tragen.
(Danach bleiben uns nur noch wenige Tage im Gastland. PANIK!)
Womit wir wieder bei Zeit wären - 4 Monate und ein paar zerquetschte Tage bin ich noch hier. Sind wir noch hier. Wieder in Deutschland kehrt alles zum Alltag zurück; oder halt nicht - bestimmt irgendwie, aber ich stelle es mir fruktansvärd komisch vor, Zuhause zu sein und alles so zu machen und zu leben wie davor. Also, nicht dass es genauso wird wie es bis August 2015 war - meine Killerkaninchen leben nicht mehr, ich werde nicht mehr meine eigentliche Jahrgangsstufe besuchen,  ich werde höchstwahrscheinlich mein(e) Zimmer (hehe, Papa!) umkrempeln und viiel mehr mit meiner Schwester machen. 
Wird man sich wirklich so verändert haben, wie es einem alle vorausgesagt haben? Oder wird man wie verrückt nach etwas suchen, was neu an einem ist? Die größte Angst eines Austauschschülers ist es wohl, nach Hause zu kommen und irgendwie nicht mehr zu Hause zu sein.
Aber darüber macht man sich am besten erst Gedanken, wenn es soweit ist. 

Habt einen schönen Abend!



Vera

Mittwoch, 24. Februar 2016

Sonne, Meer, Muskelkater

Huhu,
14 Grad (ja, 14 Grad!) und Sonnenschein klingt für einen Schweden Mitte Februar wie ein Traum - ein Traum, der für meine Gastfamilie und mich für eine Woche wahr wurde. Das Glück, dass eine Schwester meiner Mamma in Lissabon wohnt, ließ uns in den Sportferien, die man eigentlich im Norden in den Bergen und beim Skifahren verbringt, Richtung Süden fliegen.
Während die Portugiesen mit Pelzkragen und dicken Strümpfen am Ufer des Tejo entlangwanderten, hat man uns skandinavische Touristen wirklich gut am T-Shirt und an der käseweißen Hautfarbe erkennen können.
Was den Muskelkater angeht: Ich hab ihn immer noch. 4 Tage reinster Besichtigungsmarathon durch wie ich finde eine der stiligsten (und bergigsten!) Städte Europas haben es in sich.
Lissabon hat hinter jeder Häuserecke etwas neues, schönes zu verbergen. Und wenn es nur die Farbe der traditionellen Kacheln an der Häuserwand ist, die sich ändert - aber ich lasse mal lieber Bilder sprechen (hab so viele gemacht, dass ich die Hälfte meiner Speicherkarte bei meinem Gastbruder auf dem Computer abladen musste. Nach dem zweiten Tag!), enjoy!
Achja, gesurft bin ich übrigens auch! Hat dann doch dem eigentlichen Zweck der Sportferien entsprochen.











Bier aus dem Nachbardorf in Lissabon - in einem Schweizer Café.


Flughafen Lissabon, 7 Uhr morgens


Nunja, und seit einer halben Woche ist die Schule jedenfalls wieder Mittelpunkt des Alltags. Ich habe auf Schwedisch einen 10-Seitigen Bericht einer Mitschülerin über die Waffenentwicklungen vom 1. bis zum 2. Weltkrieg diskutieren müssen - vor der ganzen Klasse. Puh, ja, raus aus der Komfortzone, würde ich mal sagen! Und das alles, ohne überhaupt Noten dafür zu bekommen. Man kann aber danach echt stolz auf sich sein, finde ich. Überhaupt bin ich verblüfft über die Tatsache, wie schnell man sich einer Sprache aneignen kann, wenn man sich darauf konzentriert, das Englisch wegzulassen - und sich damit zwar in unangenehme, aber lehrreiche Situationen zu bringen. Learning by doing! Auch wenn das Englisch dann irgendwie drunter leidet - ohne Witz, ich kriege spotan keinen englischen geschweige denn spanischen Satz mehr zustande! Schwedisch mischt sich immer und überall dazu. Gut oder schlecht? Beides, aber egal.
Ich hoffe, ihr habt eine schöne Restwoche, eure
Vera